Wie hoch ist der Lohnunterschied für Zeitarbeitskräfte wirklich?

Die Studie zum Lohnunterschied Festanstellung vs. Zeitarbeit der Bundesagentur für Arbeit (BA) geht von ungleichen Voraussetzungen aus und zeigt deshalb verzerrte Ergebnisse. Das ist etwa so, als ob man Äpfel mit Birnen vergleicht.


Im Februar 2022 waren 726.000 Beschäftigte als Zeitarbeitskräfte tätig. Das sind etwa 2 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland. Die Bereiche Logistik, Metall- und Elektro wie auch die Produktion beschäftigen dabei die meisten Zeitarbeitnehmer.

Weit verbreitet ist die Meinung, dass Zeitarbeitskräfte deutlich weniger als Festangestellte verdienen. Das bestätigt wohl auch eine Statistik der BA: „Sie erhalten etwa 40 Prozent weniger Lohn als Festangestellte Mitarbeiter der jeweiligen Unternehmen.“.

Das ist ein gewaltiger Unterschied, doch entspricht das der Realität?

Forscher des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) kommen nach einer neuen Studie zu dem Schluss: Das Ergebnis stimmt nicht unbedingt, denn die BA berücksichtigt bei ihrem Vergleich die Unterschiede zwischen den Mitarbeitern nicht. Das heißt, die bloße Gegenüberstellung von Monatslöhnen der Zeitarbeiter und Stammbeschäftigten verzerrt die Daten. Demnach müssten sogenannte statistische Zwillinge gefunden und miteinander verglichen werden, um zu einem korrekten Ergebnis zu kommen.

Lohnunterschied zwischen Zeitarbeit und Festanstellung laut Studie bei identischen Vergleichsmerkmalen minimal

Diese Gruppen stimmen z.B. hinsichtlich Alter, Bildungsgrad, Berufsabschluss, Berufserfahrung, ausgeübter Tätigkeiten und auch Beschäftigungsdauer im jeweiligen Unternehmen überein. Das RWI hat eben diese Merkmale benannt und Erwerbstätige und deren Einkommen daraufhin gegenübergestellt: Je mehr Merkmale in Betracht gezogen werden, desto kleiner wird der Lohnunterschied.

Der Stundenlohn, der über Zeitarbeit beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weicht teilweise minimal von dem der fest angestellten Belegschaft im jeweiligen Unternehmen ab. Die Lohnlücke liegt, vergleicht man Beschäftigte mit identischen Merkmalen, bei nahezu null Prozent.

Es zeigt sich deutlich, dass pauschale Vergleiche zweifelhafte Ergebnisse liefern. Leider schadet das der Personaldienstleistungsbranche und stellt die Zeitarbeit in Deutschland in ein schlechtes Licht.

Die Realität sieht aber ganz anders aus: Zeitarbeitskräfte stehen in einem regulären, unbefristeten Arbeitsverhältnis. Fast 90 Prozent der Arbeitsverträge unterliegen der Tarifbindung. Sie sichert einheitliche Stundenlöhne, Zuschläge, Prämien und Sonderzahlungen. Damit werden ebenfalls die Rahmenbedingungen, wie Arbeitszeiten, Überstunden oder auch Urlaubsanspruch normiert.

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