Nächster Schritt in der Arbeitswelt? Vier-Tage-Woche als neue Norm?

Belgien, Island, Großbritannien oder Spanien; in diesen Ländern gibt es sie bereits oder wird in Modellprojekten getestet. Auch in Deutschland gilt für einige Unternehmen die 4-Tage-Woche. Aber, was heißt das eigentlich?


Früher galt: Die Arbeit ist beendet, wenn man seine Aufgaben erfüllt hat und sie dauert so lange wie sie dauert. Im Zuge der industriellen Entwicklung sank in den letzten Jahrzehnten die wöchentliche Arbeitszeit stetig. 1918 wurde der Acht-Stunden-Tag vertraglich geregelt und heute beträgt die wöchentliche Arbeitszeit durchschnittlich 39 Stunden.

Die Diskussionen um eine Verringerung der wöchentlichen Arbeitszeit sind nicht neu. Inzwischen arbeiten deutschlandweit einzelne Unternehmen bereits mit einer reduzierten Stundenzahl.

Es klingt verlockend: Vier Tage pro Woche arbeiten und drei Tage frei. Laut Umfragen befürworten 75 Prozent der Beschäftigten in Deutschland eine Vier-Tage-Woche. Es wächst sogar die Bereitschaft, dafür auf einen Teil des Arbeitslohnes zu verzichten. Was bedeutet das aber genau?

Wir geben einige wichtige Informationen:

Was heißt „4-Tage-Woche“?

Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten. Bei der ersten Variante werden 40 Wochenstunden auf vier Arbeitstage verteilt. Es ergeben sich also vier Arbeitstage mit je 10 Stunden täglicher Arbeitszeit. Die zweite Möglichkeit arbeitet nach dem Ansatz „100-80-100“. Mitarbeitende sind 80 Prozent der bisherigen Arbeitszeit tätig, erhalten unveränderten Lohn bei 100 Prozent (unveränderter) Produktivität. Variante drei sind vier Wochenarbeitstage mit reduzierter Arbeitszeit und angepasstem Lohn.

Welche Vorteile könnten sich ergeben?

  • Steigerung der Unternehmensattraktivität
  • Vorteile der Mitarbeitergewinnung
  • Höhere Produktivität
  • Steigerung der Motivation bzw. Zufriedenheit
  • Positive Effekte auf die Gesundheit
  • Bessere Work-Life-Balance
  • Gleichstellung von Mann und Frau im Arbeitsalltag
  • Umweltpolitische Aspekte

Welche Nachteile könnten entstehen?

Nachteile für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sieht man in den Studien nicht. Allerdings mahnen Arbeitgebende, dass durch längere tägliche Arbeitszeiten die Aufmerksamkeit leidet. Damit sinkt die Arbeitsleistung, die Fehleranzahl und die Unfallgefahr könnten steigen. Problematische Einschätzungen gibt es auch bei der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, z.B. ein noch größer werdender Fachkräftemangel. Unternehmen benötigten deutlich mehr Personal, um die Leistung aufrecht zu erhalten. Kritiker befürchten eine Zunahme der Ungerechtigkeit, da „nur“ einzelne Wirtschaftszweige dieses Modell anwenden könnten. Außerdem könnte die Schwarzarbeit zunehmen.

Weniger arbeiten bei gleichem Lohn?

Das ist ein wesentliches Problem. In vielen Bereichen ist es nicht ohne weiteres möglich, diese finanziellen Mittel (20 Prozent mehr) zu erwirtschaften. Setzt man dieses Arbeitszeitmodell ohne Lohnausgleich um, sinken mit geringerem Lohn auch die Rentenansprüche.

4-Tage-Woche für alle?

Befragungen zeigen, dass es in vielen Branchen leicht ist, das Modell in die Praxis umzusetzen, z.B. in kaufmännischen oder administrativen Bereichen. Anders sieht es in der Alten- und Krankenpflege, im Bereich Lager/ Logistik oder in der Produktion aus. Dort müssen dann Schichtsysteme greifen, die eine lückenlose Besetzung sicherstellen.

Rechtliche Hintergründe

Es gibt Vorstöße der Parteien, aber generelle gesetzlichen Vorgaben für eine Verkürzung existieren nicht.

In einigen Tarifverträgen der IG Metall ist die Absenkung der Arbeitszeit für Unternehmen vorgesehen und Mitarbeitende haben Wahlarbeitszeiten, allerdings ohne Lohnausgleich. Mitglieder der Tarifkommission in der Stahlindustrie diskutieren den Vorschlag, in ihrem Geltungsbereich eine 4-Tage-Woche mit 32 statt 35 Stunden, bei vollem Lohnausgleich, zu etablieren.

Im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung sieht der Tarifvertrag iGZ-DGB eine durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit von 35 Stunden vor. Auch Teilzeitbeschäftigungen sind denkbar.

Generell richtet sich die monatliche Arbeitszeit unserer Mitarbeiter nach den Regelungen der Kundenunternehmen. Sowohl Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit als auch die Verteilung auf einzelne Wochentage ist an die Anforderungen des Kunden angepasst. Einige unserer Kunden im Handwerk setzten auf Veränderungsbereitschaft und Flexibilität und testen neue Arbeitszeitmodelle.

Teilzeit ist bei DREMO längst kein Fremdwort mehr. Es ist z.B. möglich, drei Wochen zu arbeiten und eine Woche frei zu genießen. Auch eine Vier-Tage-Woche oder eine Woche Arbeit pro Monat für Mitarbeitende im Ruhestand sind realisierbar.

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