„Equal Pay“ in der Zeitarbeit: Neue Richtlinien – neues Image?

Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit: Das sollten die im letzten Jahr in Kraft getretenen Richtlinien zur Zeitarbeit bzw. Leiharbeit sicherstellen. Dazu hat Jörg Bachmann (ein Geschäftsführer von DREMO) in einem Interview wesentliche Fragen beantwortet.


DREMO-Geschäftsführung: Frank und Jörg Bachmann (v.l.)

(v.l.) Herr Frank Bachmann und Herr Jörg Bachmann vor den DREMO-Büroräumen in Dresden auf der Overbeckstraße 21

Die neuen Gesetze stärken die Rechte der Zeitarbeitnehmer und verhindern den Missbrauch von Werkverträgen.

Folgende Neuerungen gelten:

  • gleiche Vergütung nach 9 Monaten Tätigkeit am Einsatzort (inkl. Urlaub, Boni,...)
  • 18 Monate Höchstdauer der Beschäftigung in einem Unternehmen
  • kein Einsatz als „Streikbrecher“

Für die rund eine Million Zeitarbeiter in Deutschland, von denen 38 Prozent 18 Monate und länger in Zeitarbeit beschäftigt sind, ist das ein guter und wichtiger erster Schritt. Gemeinsam mit Bruder Frank Bachmann ist Jörg Bachmann seit über zehn Jahren Inhaber und Geschäftsführer von DREMO Personaldienstleistungen, einem sächsischen Personalvermittlungs- und Zeitarbeitsunternehmen mit Standorten in Dresden und Leipzig sowie Zweigstellen in Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik. Er begrüßt die neuen Richtlinien, sieht jedoch auch Probleme, die nach wie vor auftreten können.

Herr Bachmann, wie veränderten die neuen Richtlinien die Zeitarbeit?

Die gesetzliche Regelung einer fairen Bezahlung ist absolut notwendig und war schon längst überfällig. Für gleiche Arbeit muss es gleiches Geld geben – das ist nicht nur bei den Geschlechtern der Fall, sondern ebenso bei Festangestellten und eben Zeitarbeitern, die nach neun Monaten Lern- und Eingewöhnungszeit vergleichbar gute Arbeit leisten.

Das neue Gesetz wirkt dem zum Teil schlechten Image der Zeitarbeit entgegen. Bei all den negativen Schlagzeilen rund um das Thema Zeitarbeit gingen die ganzen positiven Faktoren unter, die für Zeitarbeit sprechen.

Die Zeitarbeitstarife in den neuen Bundesländern ermöglichen es uns beispielsweise, fast alle unsere Zeitarbeiter besser zu bezahlen, als unsere Kunden ihre stammbeschäftigten Mitarbeiter entlohnen. Nur so können wir ein Abwerben verhindern. In den alten Bundesländern zahlen wir auch besser, was aber an der hohen steuerfreien Auslöse liegt, die unsere Kunden oft so nicht zahlen können.

Welche Vorteile bietet die Zeitarbeit außerdem?

Zeitarbeit bedeutet Flexibilität – und das nicht nur auf Firmenseite. Bei kaum einem anderen Arbeitsmodell können Arbeitnehmer in so kurzer Zeit in so viele Aufgabenbereiche hineinschauen und ortsungebunden so viele Erfahrungen sammeln, wie beim Zeitarbeitsmodell.

Auch Arbeit in Teilzeit ist möglich. Dies ist oftmals von Arbeitssuchenden aus der Pflegebranche gewünscht. Betriebe suchen oft Angestellte auf 40-Stunden-Basis – auf eigene Faust einen geeigneten Betrieb mit passenden Konditionen zu finden ist da gar nicht so einfach. Als Personalunternehmer können wir hier vermitteln und Arbeitnehmern den Rücken stärken.

Auch der Umgang mit Überstunden ist ein wichtiges Thema. Viele kleinere Betriebe, etwa im Handwerk oder in der Pflege, können es sich nicht leisten die Mehrstunden ihrer Mitarbeiter zu entlohnen. Gute Zeitarbeitsfirmen punkten da im Vergleich mit der Bezahlung von Mehrarbeit.

Wird das neue Gesetz das Image der Zeitarbeit positiv beeinflussen?

Das hoffe ich sehr! Doch man darf nicht unerwähnt lassen, dass das Gesetz auch einige Schlupflöcher bereithält. Deshalb hängt es nach wie vor von der Qualität des Zeitarbeitsunternehmens ab, ob die Zeitarbeit als positiv und bereichernd erlebt wird, oder eben nicht.

In der Vergangenheit gab es viele schlechte Beispiele von Lohndrückerei in der Zeitarbeit, die das Image unserer Branche beeinträchtigt haben. Dadurch hat sich der Begriff Zeitarbeit zum Reizwort entwickelt. Als familiäres Unternehmen versuchen wir dem schon seit Jahren entgegenzuwirken.

Was macht ein gutes Zeitarbeitsunternehmen aus?

Zeitarbeitsunternehmen sollten ihre Arbeitnehmer unterstützen und neben der gewünschten Flexibilität auch ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Das fängt natürlich mit einer guten und gesicherten Entlohnung im Rahmen einer Festanstellung bei dem Zeitarbeitsunternehmen an. Soziale Absicherungen, Zuschüsse zur betrieblichen Altersvorsorge, Tariflöhne – für Fachkräfte auch eine übertarifliche Vergütung – , Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Zuschläge für Mehrarbeit, Feiertags- und Nachtarbeit sowie bis zu 30 Tage Urlaub im Jahr gehören zu den Rahmenbedingungen die ein gutes Zeitarbeitsunternehmen bieten sollte. Das reicht aber nur für die soziale und finanzielle Absicherung.

Was ist noch wichtig? Welche Chance haben Zeitarbeiter etwa zur beruflichen Weiterentwicklung?

Nahezu jeder Arbeitnehmer wünscht sich eine Weiterentwicklung in seiner beruflichen Laufbahn. Dies wird oft vernachlässigt – aber nur so bleiben Arbeitnehmer motiviert. Das muss nicht bedeuten, dass jeder eine steile Karriere machen möchte. Vielmehr ist es der Wunsch sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten weiter auszubauen. Deshalb gehört es ebenso zu einem guten Zeitarbeitsunternehmen im Rahmen von Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten mit entsprechenden Angeboten zu unterstützen. Außerdem sollten Arbeitsmittel, wie etwa die entsprechende Arbeitskleidung, kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Und natürlich spielt der soziale Rahmen eine wichtige Rolle. Auch wer flexibel sein möchte, hat den Wunsch nach einem stabilen Background mit netten Kollegen. Bei DREMO organisieren wir beispielsweise regelmäßig Treffen mit Mitarbeitern und jedes Jahr eine Mitarbeiterfeier, wo wir alle Zeitarbeitnehmer einladen. Im September letzten Jahres hatten wir dafür eine Kartbahn im Erzgebirge gemietet.

Auch ein fester Ansprechpartner ist wichtig. Bei Dremo kümmert sich der Disponent nicht nur um Arbeitsbelange sondern hilft auch bei der Lösung privater oder organisatorischer Probleme, wie der Unterbringung oder dem Anfahrtsweg.

Fakt ist also: Die neuen Richtlinien der Bundesregierung sind ein guter erster Schritt, dennoch kommt es noch stark auf die einzelnen Zeitarbeitsunternehmen an, wie sie die neuen Regeln umsetzen und wie sensibel sie mit dem Thema Zeitarbeit umgehen.

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